Während der Irak kurz vor einem Bürgerkrieg zwischen Sunniten und Schiiten zu stehen scheint und die Zahl der Anschläge weiter zunimmt, haben auch Terrorgruppen in anderen Ländern zugeschlagen. Der Krieg gegen den globalen Terrorismus hat sich inzwischen als self-fulfilling prophecy erwiesen und mit dem Krieg gegen den Terror den Terrorismus verstärkt und global gemacht. Dabei gleicht sich auch die Rhetorik der Kontrahenten einander an (Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns). Auf der einen Seite stehen die angeblichen Kreuzfahrer und Zionisten, die die muslimische Welt unterjochen wollen, auf der anderen die Fundamentalisten mit einer bösen Ideologie und ihrem Hass. Es geht zwar (noch) nicht um einen Krieg der Kulturen oder der Religionen, aber bereits um eine Art Glaubenskrieg, der sich weiter vertieft und die Welt aufteilt. Und mit der kaltblütigen Tötung eines wahrscheinlich arabisch aussehenden, aber unschuldigen jungen Brasilianers in London dank der Tötungserlaubnis für die britische Polizei bei Verdacht haben die Menschen nun nicht mehr nur Angst vor den Terroristen, sondern auch vor den Sicherheitskräften – auch so holt man den Irak zu sich.
telepolis
Was Kritiker des „Krieg gegen den Terror“ schon lange befürchteten, scheint einzutreten; wir stärken den Terror durch mediale Aufmerksamkeit, befördern ihn, in dem wir durch Kolateralschäden Leid schaffen und holen ihn zu uns, indem wir denken, dass man Freiheit gegen Sicherheit eintauschen kann. Ein „wir haben es doch gesagt“ ist an dieser Stelle zynisch, doch fragt man sich, warum keiner der Kommandaten des „Kriegs gegen den Terror“ diese Argumente zu hören scheint.