Lübecker Prestigebau: Tunnelflop bringt Maut-Fans in Bedrängnis:
Man rühmte ihn als Jahrhundertbauwerk: Lübecks Herrentunnel, der seit zwei Jahren eine alte Brücke ersetzt und die Lübecker Innenstadt mit Travemünde verbindet. Das Projekt galt als Vorbild in Sachen Public-Private-Partnership – ein Modell, das viele als Königsweg zur Lösung von Deutschlands Infrastrukturproblemen betrachten. Private Unternehmer steuern Geld bei, das der Staat angesichts leerer Kassen nicht aufbringen kann, und dürfen wie im Fall Herrentunnel Maut kassieren. Entsprechend stolz war die Hansestadt auf das prestigeträchtige Bauwerk, sie fühlte sich als Vorreiter, modern, für das 21. Jahrhundert gewappnet.Der Tunnel wurde tatsächlich ein Vorzeigeobjekt – doch in einem ganz anderen Sinne: Besser als hier lässt sich kaum illustrieren, dass Autofahrer weder Kosten noch Mühen scheuen, um Mautgebühr zu sparen. Statt 1,10 für die Fahrt unter der Trave hindurch zu entrichten, nehmen sie lieber den knapp fünf Kilometer langen Umweg über die nahe gelegene Autobahn in Kauf – und höhere Betriebskosten ihres Gefährts.
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Das Modellprojekt Herrentunnel gescheitert – zumindest in diesem Punkt sind sich Stadt und Betreiber-GmbH einig. Doch eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young sagte erst kürzlich Public-Private-Partnership-Vorhaben im Prinzip eine glänzende Zukunft voraus. Bis 2013 werden rund 40 Prozent der Kommunen Erfahrungen mit solchen Projekten gemacht haben, prognostiziert die Studie. Der Vorreiter Lübeck hätte auf seine Erfahrungen gerne verzichtet.
Ich bin gespannt auf diese glänzende Zukunft; bisher lese ich jedenfalls (das mag an der Präferenz für schlechte Nachrichten liegen) überwiegend von gescheiterten oder dem Steuerzahler doppelt kostenden PPPs.