Mein Appell, im Straßenverkehr doch mal ein wenig entspannter zu sein.
Es ist Sommerloch
Liebe Blogleser, habemus Sommerloch! Abgesehen davon, dass wir über die Burka diskutieren (bei dem Thema kann ich mich allerdings echt nicht positionieren, weil beide Seiten gute und schlechte Argumente haben – und wenn ich mich nicht entscheiden kann, bin ich im Zweifel gegen ein Verbot) und ich für meinen Teil versuche, eine dopingverseuchte und überkommerzialisierte Olympiade zu ignorieren, hat sich ein Thema herauskristallisiert:
Die Würdigung des alten Konfliktes der Straßenverkehrsteilnehmer…
Da wären:
- Kampffahrer Kampf um die Straßen (SWR Video)
- Kampfradler (Mal als Auswahl aus Zeit-Online: Ich wünsch‘ dir Glasscherben Alles für mich? „Wir wollen noch mehr als 60 Prozent Radfahrer im Verkehr“)
- Kampffußgänger
Mein Senf
Die Frage ist natürlich, warum bei dem Thema (s. Kommentare, wo vorhanden) allerlei Leute aufschäumen. Ich vermute mal, dass hat mit einem gewissen Denkfehler zu tun: als Verkehrsteilnehmer merkt man sich natürlich nicht die hunderten anderen Verkehrsteilnehmer, an denen man ohne ein Vorkommnis vorbeigezogen ist, sondern die, bei denen das nicht der Fall war. Und da die Ausgestaltung des Verkehrs leider so ist, dass es immer wieder zu Mißverständnissen und Konfliktsituation zwischen Rad- und Autofahrern kommen muss, bildet sich hier ein Aggressionspotential, dem in solchen Kommentaren dann Luft gelassen wird.
Ein Beispiel ist der Trend, dass in Hamburg die Fahrradwege seit neuestem auf die rechte Seite der Straßenfahrbahnen gelegt werden. Ob das letztendlich gut oder schlecht ist, vermag ich nicht zu beurteilen, aber es ist vor allem Eines: Neu.
Das führt dazu, dass Fahrer, die zwischen Fußweg und Fahrradweg parken, beim Aussteigen auf den (neuen) Radweg achten müssen, was sie nicht gewohnt sind. So passieren Unfälle häufiger, die bisher recht selten waren.
Ich meine gelesen zu haben, dass Autofahrer das Fahrzeug als Verlängerung ihres Körpers wahr nehmen, allerdings finde ich gerade nur eine Studie, dass das bei Werkzeug der Fall ist. Und in einem Auto ist man gut geschützt, Fahrradfahrer hingegen haben keine Knautschzone.
Wenn ich Auto fahre, ertappe ich mich selbst dabei, dass ich “kurz vor dem Radfahrer” die Kreuzung noch nehmen möchte. Wenn ich Rad fahre, ertappe ich mich dabei, wie ich denke “na, wird der wohl meine Vorfahrt auf der Rechts-vor-Links-Kreuzung achten?”. Das ist aus meiner Sicht der Punkt: mangelnde Entspanntheit und Empathie im gemeinsamen Straßenverkehr. Ob ich noch schnell vor dem Fahrrad durchkomme: es wird meine Ankunft am Ziel höchstens um Sekunden beeinflussen, wenn überhaupt. Eher stehe ich schneller an der nächsten roten Ampel. Wenn ich mit dem Auto durch Hamburg fahre, liegt meine Durchschnittsgeschwindigkeit bei 29km/h – und damit nur 1,5 Mal so hoch wie mit dem Fahrrad, bei dem ich (ohne Training, und mit beachteten Ampeln) eine Durchschnittsgeschwindigkeit bei ca. 20km/h erreiche.
Warum also nicht mal warten, bis man den zurecht auf der Fahrbahn fahrenden Radfaher überholt (PDF)? Liebe Rad- und Autofahrer, die ihr mein Blog lest: bitte schaut euch das PDF an!
Seit ich öfter mit dem Rad fahre, mache ich auch eine andere putzige Beobachtung: wenn ich einen Fußgänger über meinen bevorstehenden “Überholvorgang” in Kenntnis setzen möchte, klingel ich kurz. Interessanterweise springen eine nicht geringe Anzahl (ups, siehe Denkfehler oben) Fußgänger aufgeschreckt vom Klingeln auf den Fahrradweg!
Was ist denn das für eine Logik?
Mein Appell
Bitte, seid alle ein wenig entspannter. Wenn einem ein Radfahrer vors Auto fährt, heißt das nicht, dass alle Radfahrer Idioten sind. Wenn einem ein KfZ-Fahrer die Vorfahrt an der Kreuzung nimmt, heißt das nicht, dass alle Autofahrer den Führerschein auf dem Jahrmarkt geschossen haben. Und wenn Fußgänger miteinander kolldieren, heißt das nicht… dass alle Fußgänger Kampffußgänger sind.