Menschenrechtsrelativierer

Heute Morgen begab es sich, dass ich NDR-Info-hörend auf dem Weg Richtung Arbeit war. Ein Redaktionsbeitrag war der Kino-Start von The Road To Guantanamo. Als Kritik hörte ich (sinngemäß):

Der Film stellt nur die Sicht der Inhaftierten Gefangenen und ihre Folter dar, nicht ihre Einstellung zur westlichen Wertegemeinschaft. Insofern ist dieser Film etwas platt, aber zumindest trifft er den zeitgeistigen Geschmack der Amerikakritik.

Selbst das öffentlich Rechtliche Programm der ARD scheint es also mittlerweile als vollkommen normal zu sehen, dass Menschenrechte heutzutage „zu relativieren“ sind, und dass, bevor man kritisiert, dass Menschen

  • ohne Anklage mehrere Jahre festgehalten
  • gefoltert

werden, man ja erstmal fragen muss, ob sie überhaupt voll anglo-europäisch sind.
Dazu passend, keine fünf Minuten später, im Pressespiegel, der Kommentar einer (welche weiß ich nicht mehr) großen Deutschen Zeitung, dass die sich abzeichnende Befürwortung des Libanoneinsatzes der Deutschen Bundeswehr seitens B90 / die Grünen ein Akt der Verantwortung sei, denen sich die Grünen nicht entziehen, in dem sie sich mit „Populismus wie die Linkspartei oder mit Grundsatzkritik wie die FDP aufhielten“. Großartig! Verantwortung statt Grundsatzkritik! Was soll auch Kritik? Kritik ist was für Gutmenschen, was!?