Was man nicht sehen kann, ist auch nicht da

TP: Falsche Freundin Ana – die wollen doch nur schön sein

So als wäre Anorexie lediglich ein Trend, der, wenn nur genug üppige Damen über die Laufstege laufen und die Pro-Ana-Blogs verschwinden, wird argumentiert, es ginge um den Wunsch, dünn zu sein, ohne den Hintergrund zu betrachten. Diese akademisch geführte Debatte erinnert an die Aufregung um die so genannten Selbstmordblogs. Auch hier wurde alles auf die Symptome reduziert, betroffen-schockiert über die erschreckenden Kommentare der Blogger und Forenteilnehmer gefachsimpelt und schließlich überlegt, inwiefern man gegen den „Trend“ angehen kann.

Wer sich die Mühe macht und mit Betroffenen spricht oder entsprechende Blogs fernab der künstlich erzeugten Aufregung liest, der findet vor allen Dingen eines immer wieder: den Wunsch nach Kontrolle. Viele der Mädchen/Frauen, die sich in den Blogs austauschen, haben das Gefühl, nichts mehr kontrollieren zu können, der Welt und all ihren Begleiterscheinungen hilflos ausgeliefert zu sein. Das Hungern und Abnehmen, die Kontrolle des Gewichtes und des Körpers, gibt ihnen eine Möglichkeit, hier einen Aspekt ihres Lebens klar selbst zu bestimmen. Dass diese Einstellung letzten Endes an der Wirklichkeit vorbei geht, da die Krankheit die Kontrolle übernimmt, ist logisch. Doch es ist für viele der Betroffenen der einzige Halt in ihrem Leben, sie sind sich dabei aber ihres Problems durchaus bewusst.

Endlich mal eine etwas differenziertere Betrachtung um die Indizierung eines Blogs einer Magersüchtigen.