Briefing

Schall und Rauch: „Wurde der gar nicht gebrieft vorher?“:

„Was hätte der Staat Deutschland eigentlich für Sie besser machen können?“ Kaymak antwortete: „Für mich besser machen können? Das Rauchergesetz ab…, nein (lacht). Für mich besser machen können? Da fällt mir eigentlich jetzt nicht viel ein, weil, es ist ja eigentlich alles gegeben an Möglichkeiten, man muss sie nur ein bisschen selber suchen…“ Damit hat offensichtlich der junge Mann nicht den Regieanweisungen die vorher abgesprochen wurden gefolgt und hat den Argumenten die gebracht wurden wiedersprochen. Worauf der Grünen-Politiker Özcan Mutlu flüsterte: „Wurde der gar nicht gebrieft vorher?“

Mal abgesehen davon, dass ich die momentan (alle Jahre wieder) „Anti-Ausländer-Kampagne“ von Koch und Co. ziemlich verachtenswert finde, ist dieses Sahnestück aber mal wieder amüsant. In einer Sendung, die sich da „Hart aber Fair“ nennt, scheint man also nach Regieanweisungen zu talken (und warum sollte das da anders sein als bei den Trashtalks der Privaten?) und seine „Stimmen aus dem Volk“ entsprechend die gewünschten Erfahrungsberichte aufsagen…

Update: Mittlerweile hat man sich darauf geeinigt, dass nicht inhaltlich, aber halt die Fragen hätten abgesprochen werden sollen, was aufgrund zeitlicher Knappheit nicht möglich war. Die Frage soll sich somit auf den leicht stotternden Auftritt des Publikumsgastes bezogen haben.

Wahnsinn…

Autoimporte: PS-Raketen zum Passat-Preis – Sport-motor – stern.de:

Je teurer das Auto – desto größer ist der Preisunterschied und die Lust, den Wagen auf eigene Kappe nach Deutschland zu holen. Audis Q7 ist in den USA leider erst ab Mitte nächsten Jahres als Saubermann-Diesel auf dem Markt. Doch bei einem Preisvorteil von fast 20.000 Euro kann man überlegen, sich auch einen Benziner wie den Q7 3.6 zu importieren. Der startet in den USA netto bei nicht einmal 30.000 Euro. Doch wer denkt, dass nur der Import von deutschen Automobilen lohnt, irrt.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Deutsche Konsument den amerikanischen Autokäufer subventioniert – wenn z. B. die gleichen Modelle in den Staaten nicht einmal die Hälfe (!) des deutschen Preises kosten. Da kann man hier pfeilschen wie man will – an den amerikanischen Preise wird man nicht herankommen.

Meinungsfreiheit

TP: Freiwillige vor für das Bürgeropfer!:

Aber der Ausnahmezustand von heute ist nicht mehr der von einst. Denn weil der Terror laut Depenheuer weder zeitlich noch räumliche Grenzen kennt, ist auch der Ausnahmezustand Teil des Normalzustands: „Der moderne islamische Terrorismus hat die Permanenz der Ausnahmelage zur Folge.“ Der „Krieg gegen den Terror“ ist ein demnach Krieg neuen Typs, „weder territorial noch zeitlich begrenzt, es gibt weder förmliche Kriegserklärungen noch Friedensschlüsse“.

Paradox, müsste denn nicht jemand, der so vehement die Abschaffung des Rechtsstaats fordert, weil er den Rechtsstaat abschaffen möchte, um den Rechtsstaat zu schützen – vor den Feinden des Rechtsstaats – nicht selbst ein Feind des Rechtsstaats sein und somit… Spaghetti im Kopf. Ist die Schrift des Herren nur halb so unglaublich Menschen- und Bürgerrechtsverachtend wie dass, was die Zusammenfassung einem glauben macht, fragt man sich echt, warum sich die Bundesbehörden mit G8-Demonstranten aufhalten, während anderorts von bürgerlich-rechts der totalitäre Polizei- und Ausnahmezustandsstaat herbeigewünscht wird.

P.S.: Hatte ich erwähnt, das Dr. Schäuble auf diesen Text verweist, wenn er gebeten wird, seine Ideen zu erläutern?

Erreichbarkeit der ‚Flugphase‘

In den letzten Tagen ist mein Weblog ein wenig wackelig auf den Beinen. Der Grund: ich hab‘ einem Mitspieler aus Eve Online erlaubt, meinen Server zur Verteilung seiner Videos zu nutzen. Inhalt der Videos: das Austricksen von ISK-Farmern (Erläuterung). Die Logs des Webservers zeigen nun, dass dies offensichtlich in chinesischen Foren Aufsehen erregt hat, jedenfalls scheint das Video dort als eine Art „Lehrveranstaltung“ zu gelten, wie man es nicht tun sollte…

Update: Jetzt wird’s noch spannender. Offensichtlich hat eine Verlinkung des Videos dazu geführt, dass sich ein Sympathisant des Forums dazu veranlasst sah, eine DoS-Attacke auf meinen Server zu fahren, indem er das Video mehrere tausend Mal abgerufen hat. Nun habe ich erst einmal die IP gebannt. Mal schauen, wie’s weitergeht.

Enlargement im Profil?

BooCompany +++ XING platziert ungefragt Werbung auf Mitgliederprofilen +++:

In grauer Vorzeit hatte XING-Gründer und Vorstand Lars Hinrichs mal gesagt, dass XING werbefrei bleiben soll. Diese Aussage wurde nun revidiert. Das Besondere daran ist aber, dass XING die Werbung auf den Profilen der zahlenden Premium-Mitglieder einblendet, diese jedoch nur von den nichtzahlenden Basismitgliedern gelesen werden kann. So bekommt das zahlende Premium-Mitglied gar nicht mit, dass Werbung auf seinem Profil ist und erst recht nicht, welche Werbung. Im Einzelfall kann das dazu führen, dass ein Greenpeace-Mitarbeiter Werbung für Billig-Airlines auf seinem Profil hat oder ein Deutsche-Bank-Mitarbeiter Werbung von der comdirect – oder vielleicht bald jeder Mann Werbung für Viagra macht.

Die Jahreswende 2007 / 2008 scheint die „Web 2.0“ Wunder ja gerade zu zu beflügeln, was das Vergraulen und Verunsichern der eigenen Mitgliederbasis angeht. Erst kam facebook mit der Idee, den eigenen Kontakten zu zeigen, was man so bei anderen Seiten gekauft hat („Markus hat sich heute ‚Schneller Chef!‘ bei booksonstwas.de gekauft – jetzt klicken und mitkaufen!“), dann wollte Studivz sich herausnehmen, seine Mitglieder auf allen medialen Kanälen (d. h. nicht nur auf der Webseite, sondern auch per SMS, Mail, Post) mit Werbung zu bescheren. Nun ist also auch XING dabei, die zahlende Kundschaft zu nutzen, um den Nichtzahlern Werbung angedeihen zu lassen. Toll, wenn ich als Mitarbeiter von Unternehmen A kontextbezogen mit meinem Profilbild für den Mittbewerber Werbung mache.
Wenn ich es nicht besser wüßte, versuchen sich unsere Web 2.0-Wunder einer nach dem anderen ihrer Kunden zu entledigen. Außerdem zeit es weiterhin: irgendwann geht anscheinend jede „Community“ in die Daten-Werbe-Verwurstung über.

Fluggastschikane

The Airport Security Follies – Jet Lagged – Air Travel – Opinion – New York Times Blog:

It began with pat-downs and the senseless confiscation of pointy objects. Then came the mandatory shoe removal, followed in the summer of 2006 by the prohibition of liquids and gels.

We can only imagine what is next. To understand what makes these measures so absurd, we first need to revisit the morning of September 11th, and grasp exactly what it was the 19 hijackers so easily took advantage of. Conventional wisdom says the terrorists exploited a weakness in airport security by smuggling aboard box-cutters. What they actually exploited was a weakness in our mindset — a set of presumptions based on the decades-long track record of hijackings.

Unter anderem die Frage, warum diese vielen gefährlichen Flüssigkeiten alle zusammen in eine Plastiktonne geschmissen werden.

Bologna vs. unabhängige Lehre

TP: Kritische Wissenschaft unerwünscht:

In Göttingen soll die Altamerikanistik eingestellt werden, der einzige Professor behielte dann seine Planstelle bis 2019, hätte aber keine Studenten mehr. Das ist nur ein Beispiel von sehr vielen. Je unternehmerischer die Hochschule geführt wird, desto preisgünstiger muss sie arbeiten. Das geht nach dem Motto: Wenig Einsatz, viel Output. Betriebswirtschaftslehre ist unter diesem Gesichtspunkt natürlich attraktiver als Altamerikanistik.

Bologna vs. unabhängige Lehre

TP: Kritische Wissenschaft unerwünscht:

In Göttingen soll die Altamerikanistik eingestellt werden, der einzige Professor behielte dann seine Planstelle bis 2019, hätte aber keine Studenten mehr. Das ist nur ein Beispiel von sehr vielen. Je unternehmerischer die Hochschule geführt wird, desto preisgünstiger muss sie arbeiten. Das geht nach dem Motto: Wenig Einsatz, viel Output. Betriebswirtschaftslehre ist unter diesem Gesichtspunkt natürlich attraktiver als Altamerikanistik.

Meinungseinheitsbrei

TP: „Gerade das vermeintlich Unpolitische ist in höchstem Grade politisch“:

Zweitens neigen die Eigentümer – von Springer über Bertelsmann, Bauer, Burda oder Holtzbrinck – alle einem politisch konservativen, wirtschaftsfreundlichen, sozial und ökologisch wenig sensiblen Weltbild zu. Nehmen Sie Bertelsmann, einen Konzern, der sein Geld vor allem mit Unterhaltung macht, übrigens durch alle Mediensparten hindurch. Das sieht vordergründig nur nach Geldverdienen aus – und propagiert wird tatsächlich eine überaus konservative, christlich angehauchte Vorstellung davon, wie Gesellschaft sein sollte.

Ein Soziologe im Gespräch, warum sich für Manchen die heutige Medienwirklichkeit immer undifferenzierter darstellt.

Geringeres Übel?

Schweißschwaden in der Disco:

Ob im Berghain in Berlin, im P1 in München oder im Golden Pudel Club in Hamburg: Der Geruch war bisher derselbe. Ab Jahreswechsel steht riecht es auch dort wie in Hessen seit dem 1. Oktober. Da gilt bereits ein umfassendes Rauchverbot in öffentlichen Räumen. Tämur Ali Khan (31) aus Frankfurt war immer unentschlossen, ob er das Rauchverbot befürwortet oder nicht. Nun, nach einigen Monaten in seiner rauchfreien Stadt, konstatiert er: „In Kneipen finde ich es jetzt sehr angenehm. In Clubs aber denke ich manchmal, es sollte wieder geraucht werden dürfen. Denn statt nach Qualm stinkt es an Tanzflächen und Bars nun nach Schweiß.“ Das sei „für die Nase viel stressiger als der Einheits-Zigarettengestank“.

Ich bin auch mal gespannt. In Discotheken und Clubs in der großen Freiheit, die ich bisher aufsuchte, mischte sich schon das ein oder andere Mal ein säuerlich-beißender Geruch in den blauen Dunst – gerade, wenn drinnen geheizt wird, um den Getränkeabsatz anzukurbeln und die Tanzfläche eher einer Rempelfläche mit durchschnittlich 400cm² pro Person entsprach. Ich werde mir in ein paar Wochen (wenn sich das Aroma des kalten Rauchs verflüchtigt hat) mal umschauen. Ich vermute fast, das Flirten wird einem schnell vergehen in einem Mix aus überparfümierten Körpergeruchsparanoikern und militanten Nichtdeodorantnutzern.